Chamula und Zinancantán

Heute haben wir uns mal wieder auf den lonely planet verlassen und standen einfach um 9 Uhr an dem Kreuz auf dem Platz hinter der Kirche. Laut Reiseführer starten nämlich von hier die Touren mit Raul und Alex in die Indigenadörfer der Umgebung. So war es auch und wir fuhren um 9.30 Uhr mit insgesamt etwa 25 Leuten nach San Juan Chamula. In unserer Gruppe waren wir nur zehn und Raul, durch den wir Einblicke in das Leben der Leute bekamen, die wir ohne geführte Tour niemals bekommen hätten.

Die Einwohner von Chamula gehören dem Volksstamm der Tzotzil an und sprechen zu fast 100% auch noch die Tzotzil-Sprache. Die Bewohner leben in völliger Selbstverwaltung, zahlen keine Steuern und die Gemeinde wird von einer Art Ältestenrat geführt. Frauen haben außer Kinder, Küche, Kirche nix zu sagen. Und da es so viele Frauenarbeiten gibt, die eine Frau alleine nicht bewältigen kann, haben die Männer mehrere Frauen. Die Frauen bekommen mit 13 oder 14 das erste Kind und im Laufe ihres Lebens werden es dann so acht bis zehn. Kein Wunder, dass man deren Alter so schlecht schätzen kann.

Die Tzotzil von Chamula verteidigen ihre Kultur und Religion strikt gegen äußere Einflüsse. In der Kirche werden christliche Heilige angebetet und gleichzeitig traditionelle Rituale durchgeführt. Diese Rituale dienen vorwiegend der Heilung von Krankheiten, so wurde einem Kind dauernd mit einem Huhn über den Kopf gestrichen, damit das Huhn die Krankheit übernimmt und das Kind geheilt wird. Anschließend wird das Huhn geschlachtet. Wir konnten aber weder sehen, ob das Kind am Ende geheilt war, noch wissen wir, wo das Huhn dann vergraben wurde.

Die ganze Kirche war mit Piniennadeln ausgelegt, überall standen Blumen und brennende Kerzen. Es ist verboten, in der Kirche Fotos zu machen und auch Nahaufnahmen der Bewohner sind nicht gewünscht. Den Aufmarsch der Männer vor der Kirche mit dem Stadtführer und Adjudanten darf man nur von außerhalb des Platzes fotografieren.

Die Mayabräuche werden auch beim Sterben übernommen, so bekommen Tote für die letze Reise ihre schönsten Kleider und den liebsten Schmuck an. zudem gibt’s ein Fläschchen Zuckerrohrschnaps und neuerdings auch Cola und Mobiltelefone mit ins Grab. Die Kreuze auf den Gräbern haben unterschiedliche Farben, je nach Alter der Verstorbenen. Schwarz für alt, weiß für jung, blau für alles dazwischen. Aber es bleibt nicht bei einem Kreuz, es darf auch mal mehr sein. Also drei wären nicht schlecht, mehr zeugen von mehr Beliebtheit.

Viele junge Leute, die mit den starren Regeln des Volkes nicht mehr leben können ziehen nach San Cristobal. Manchen Männern reicht dann doch auch mal eine Frau. Nachwuchs hat Chamula auf alle Fälle genug.

Als zweites Dorf besuchten wir dann Zinancantán, das auch direkt bei San Cristobal liegt und doch so anders als Chamula ist. Hier herrscht Monogamie und in der Kirche gibt es wie bei uns Bänke. An der Kleidung kann man die verschiedenen Stämme auseinander halten. Hier waren wir auch bei einer Familie im Haus und konnten etwas über die traditionelle Weberei erfahren. Natürlich durften wir die Sachen auch gerne kaufen, wobei die alten Frauen wesentlich geschäftstüchtiger sind.

San Cristóbal de las Casas

Sind jetzt im zentralen Hochland von Chiapas angekommen. Heute Morgen war die Luft total feuchtwarm und diesig, aber es klarte immer mehr auf und wir konnten uns an der tollen Landschaft erfreuen. Auf der Fahrt sahen wir überall in den Dörfern Kaffeebohnen, die zum Trocknen auf Plätzen ausgelegt wurden. Und säckeweise Kaffee auf Pickups unterwegs zu Stellen, die  den Kaffee ankaufen.

San Cristóbal de las Casas liegt in 2100 m Höhe und hier ist es deutlich kühler. Bei unserer Ankunft am Mittag waren es 21 Grad und nachts wird es noch kälter. Die Stadt ist weltberühmt für ihre Kolonialarchitektur und eines der wichtigsten touristischen Ziele in Chiapas. In den Dörfern rund um San Cristobal werden häufig noch indigene Traditionen und Lebensweise bewahrt und gepflegt. Die Indigenas sind hier auf den Märkten und bieten vor allem Stoffe und Kleidung an. Mit Kind und Kegel reisen sie morgens an und machen die Straßen mit ihrer Kleidung richtig bunt. Meist kann man das Alter der Frauen unheimlich schlecht schätzen. Man denkt, das wäre Oma mit Enkel und einen Augenblick später gibt sie dem Kind die Brust.

Wir haben heute erst einen kleinen Rundgang durch die Stadt gemacht, werden aber drei Tage hier sein.

Palenque

Ab heute sind wir im Mietwagen unterwegs und erste Anlaufstätte mit dem kleinen Flitzer (ohne Servolenkung) ist Palenque. Nachdem wir unser Hotel im Dschungel (naja fast) bezogen haben, sind wir direkt zu den Ruinen gefahren. Dort haben wir uns zuerst mit ein paar Tacos gestärkt. Es war wider Erwarten total leer dort, kaum Touristen und wenige Händler.

Palenque war eine bedeutende Mayastätte, liegt idyllisch am Hügel und heute ist erst ein Bruchteil der Bauten freigelegt. Am beeindruckensten sind dort der Palast und der Tempel der Inschriften. Erst 1952 wurde hier eine Grabkammer entdeckt. „Das Relief der 1952 gefundenen Grabplatte des Königs Pakal zeigt nach Ansicht des schweizerischen Publizisten Erich von Däniken kein Motiv aus der Mythologie der Maya, sondern einen Raumfahrer in einer Art Rakete. Diese These wird jedoch von der Maya-Forschung nicht gestützt und deshalb meist in den Bereich der Pseudowissenschaft verwiesen (Quelle: wikipedia).“ Überzeugt Euch selbst: hier. Nahezu alle Gebäude wurden mit feinen und detailreichen Stuckreliefs verziert, sowohl im Inneren als auch aus den Außenwänden. In der Mittagshitze hält man die Kletterei auf die Tempel aber nicht so lange aus und wir suchten Abkühlung beim Wasserfall Misol-Ha.

Jetzt sitzen wir gemütlich beim Bierchen am Pool und ruhen uns aus. Inzwischen hat es auch etwas abgekühlt und es sind nur noch 27 Grad.