Oesterreich und Kroatien

Nachdem wir von Venedig weitergefahren sind, fing das wirkliche Interrail-Abenteuer an, weil wir von da an keine Herbergen vorgebucht und die Route nicht genau geplant hatten. Wir sind also an den Bahnhof, haben nach Zuegen geguckt und uns fuer Villach in Oesterreich entschieden. Da der Computer fuer die Reservierungen kaputt war, konnten wir diese erst im Zug kaufen, was aber kein Problem war. Der Zug war insgesamt sehr komfortabel und auch nicht besonders voll. Dass die Fahrt so erholsam war, war wirklich gut, denn der restliche Tag wurde etwas anstrengender. In Villach angekommen machten wir uns auf die Suche nach der Jugendherberge, was nicht ganz einfach wa r, da wir keinen Stadtplan hatten und auch die Einheimischen sich nicht so gut auskannten. Aber so haben wir zumindest ein bisschen was von der Stadt gesehen. Villach ist an sich ganz nett, aber da der Tag dort nicht so wirklich gut verlaufen ist haben wir beide eine gewisse Abneigung gegen diese Stadt entwickelt… Nachdem wir endlich erschoepft an der Herberge angekommen waren (die natuerlich auf einem Berg lag, den wir hatten hochlaufen muessen) und uns schon so sehr auf ein Bett und vor allem eine Dusche freuten, mussten wir feststellen, dass sie vollkommen ausgebucht waren. Netterweise bekamen wir einen Stadtplan, um den Weg zuerueck an den Bahnhof zu finden, was uns schon sehr weiterhalf. Auf dem Weg an den Bahnhof machten wir uns schon ein paar Gedanken, wo wir die Nacht verbringen wuerden, aber wir hatten das Glueck, ein Zimmer in Klagenfurt und einen Zug dorthin zu finden. In Klagenfurt hatten wir dann etwas weniger Glueck, denn gerade als wir den richtigen Bus entdeckt hatten fuhr er auch schon weg… Wir hatten also die Wahl zwischen ueber einer Stunde Wartezeit oder einem Fussmarsch, der angeblich 20-30 Minuten dauern wuerde. Ein bisschen laenger sind wir dann doch gelaufen, aber dafuer waren wir um so gluecklicher als wir an der Jugendherberge ankamen. Ich glaube, das war bisher der anstrengendste Tag.

Nach Klagenfurt ging es weiter nach Zagreb. Zagreb ist ganz huebsch und hat einige sehr imposante Gebaeude, aber wenn nicht diese unverstaendliche Sprache waere, koennte man meinen, man waere irgendwo in Deutschland. Es gibt dort weitgehend dieselben Geschaefte und Produkte wie bei uns und das kroatische Sortiment an Milka-Schokolade ist – beineidenswerterweise – sogar wesentlich groesser als das deutsche. Nach zwei Uebernachtungen in Zagreb sind wir dann weitergefahren nach Rijeka, wo wir jetzt auch noch sind. Die Fahrt hierher ging durch einige sehr schoene, ziemlich einsame und abgelegene Gegenden, vorbei an ein paar Ba hnhoefen, in derern Naehe man nur ein paar Haeuser sehen konnte. Spaeter haben wir von unserer Zimmergenossin erfahren, dass wir an den Plitwitzer Seen quasi vorbeigefahren sind und es sich durchaus gelohnt haette auszusteigen, aber jetzt ist es ja zu spaet. Beim naechsten Urlaub dann. Rijeka an sich ist nicht die huebscheste Stadt und ziemlich industriell. Aber von unserem Zimmer aus sieht man die Baustellen und Transportkontainer nicht, sodass wir einen wunderschoenen Seeblick haben. An unserem ersten Abend hier waren wir in einer kleinen Bucht baden, die, abgesehen von ein paar Graffitis, sehr schoen war. Die Australierin in unserem Zimmer hat uns dann die Straende in Opatija empfohlen, also sind wir dort am naechsten Tag hingefahren. Es war auch ganz nett, aber sehr touristisch. Aber um ein bisschen zu schwimmen und in der Sonne zu liegen hat es gereicht.

Heute verlassen wir Kroatien und fahren weiter nach Ljubljana. Insgesamt war es hier ganz gut und auch wenn viele Leute hier kein Englisch koennen war die Verstaendigung meist kein Problem. Manchmal waere es ganz schoen gewesen, wenn man zumindest gewusst haette, was „Hallo“ und „Danke“ heisst, aber mit Gesten, Laecheln und Kopfnicken kommt man auch ganz gut zurecht. In Slowenien wird das vielleicht anders, wer weiss. Zumindest kann man dort wieder mit Euros bezahlen und muss nicht mehr alles durch sieben teilen. Ich habe wirklich keine Lust mehr so viel zu rechnen, schliesslich bin ich im Urlaub.

 

Tag 7: Auf Steinsuche

Was macht man in Galicien, wenn es morgens schon Bindfäden regnet? Man zeigt kulturelles Interesse. Wir haben uns nach dem Blick aus dem Fenster für eine Fahrt durchs Landesinnere entschieden, sind bei kleinen Castillos und Iglesias vorbeigekommen und schließlich auf die „Ruta dos Dolmens“ abgebogen. Das ist eine nicht besonders kräftig vermarktete, aber gut beschilderte (Auto-)Route zu sieben Megalithbauten (ca. 4.000 bis 2000 v. Chr.). Jeweils vor Ort mussten wir abseits der Straßen die großen Steine suchen. Hat Spaß gemacht, auch wenn wir nachher stellenweise nass bis auf die Haut waren. Und was macht man in Galicien, wenn es auch nachmittags noch regnet? Siesta – ohne Fotobeweis.

Tag 6: Wo liegt das Ende der Welt?

Immer noch bereiten uns die Essenszeiten Probleme. „So ab zehn Uhr“, antwortete unser Vermieter gestern auf die Frühstücksnachfrage. Also müssen wir zweimal klein frühstücken, direkt nach dem Aufstehen mit Nescafé (dank mitgebrachtem Wasserkocher) und Teilchen aus der überraschenderweise schon ab acht Uhr offenen Bäckerei, und eben um zehn Uhr, offiziell. Da es nur ein kleines Pan Tostada mit Mermelada gibt, passt das schon. Zwischendrin machten wir einen Morgenspaziergang zu einer der westlichsten Kirchen Spaniens: Die Santuario da Barca liegt auf einem Felsen an der Spitze der Halbinsel von Muxia, und schert damit über 300 Grad an Wasser um sich. Hier soll die Heilige Jungfrau Maria einst an Land geklettert sein, um dem Apostel Jakob beizustehen. Nach dem Frühstück sind wir nach Kap Fisterra (Gallego; im Spanischen Finisterre) gefahren. Die Landzunge galt einst als „Ende der Welt“. Heute glauben immer noch viele, es sei der westlichste Punkt des europäischen Festlands. Dabei liegt das Cabo Roca bei Lissabon zirka 16,5 km weiter westlich und selbst das Cabo Touriñán, etwa 20 km nördlich von Fisterra, ragt weiter in den Atlantik hinaus und hat Fisterra die spanische Poleposition abgenommen. Damit wären die Koordinaten geklärt, was nichts daran ändert, dass die Touristenattraktion Fisterra, auch endgültige Endstation der Jakobswegpilgerer nach dem Erreichen Santiago de Compostelas, und der Gang um den Leuchtturm einen Stopp wert ist. Gleiches gilt aber auch für Touriñán, nur dass dort fast niemand hinkommt. Wir haben beide Kaps getestet, fotografiert und für gut befunden. Genauso wie den Strand zwischendurch. Auch das Mittagessen in einem Restaurant im Hafen von Fisterra war lecker – halt nur ab 14.30 Uhr…