Acht Stunden unterwegs in Sachen Turnen, was ein Tag. Zwei Events, drei Qualifikationsgruppen und Superstars. Die Anreise war nicht weit, denn ich sehe die Bercy-Arena vom Hotelfenster aus. Die Sicherheits- und Einlasskontrollen haben hier auch besser funktioniert als beim Beachvolleyball. Mein Platz in der Halle war perfekt, alles im Blickfeld. In der ersten Gruppe waren die Briten, Rumänen, Mexikaner und eine Mixed Group. Eine grandiose Veranstaltung, super spannend und eine tolle Stimmung in der Halle. Aber alle warteten auf die zweite Qualifikationsgruppe mit den USA. Dazwischen war eine halbe Stunde Pause, also mal schnell Richtung Klo. Das dachten leider viele. Aber die Zeit hat gereicht, ich war wieder rechtzeitig am Platz. Erst kam die chinesische Gruppe, dann die Mixed-Group mit den drei deutschen Turnerinnen. Gemäßigter Applaus. Dann die Italienerinnen, die Spannung steigt. Schon krass, wie alle Fotografen ihre Objektive auf die Tür richten und dann das USA-Team einläuft. Die Halle bebt und kreischt. In den Logen unter mir sitzen Lady Gaga, Snoop Dogg, Ariana Grande, Jennifer Hudson, Sarah Jessica Parker und Tom Cruise. Und die Turnerinnen waren der Hammer, das Zuschauen wirklich ein Erlebnis. Und niemand interessiert die deutsche Turnerin am Boden, wenn gerade Simone Biles zum Sprung anläuft. Die führt erwartungsgemäß in der Mehrkampfwertung, aber auch zwei Deutsche haben es ins Mehrkampffinale geschafft. Und Helen Kevric hat besonders am Stufenbarren beeindruckt, lag mit ihrer Vorführung sogar vor Biles.
Nach der Veranstaltung wollte ich eigentlich kurz ins Hotel, aber die Menschenmassen ließen mich dann doch von der Abkürzung überzeugen. Wer ein Ticket für die Folgeveranstaltung hatte, konnte direkt in einen separaten Bereich und musste sich nicht nochmal anstellen. Ich war die Erste, the Winner, Goldkandidat. Ich hatte einen persönlichen Ordner. Wir juxten schon rum, dass er mich dann begleiten würde. Er erzählte von seinem Sohn, der in den Niederlanden studiert und Deutsch lernt. Irgendwann kamen dann zwei Amerikanerinnen dazu. Silber und Bronze… Am Ende waren es dann doch etwa 150 Leute und aus der privaten Eskorte wurde nichts.
Mein Platz bei der dritten Qualifikationsgruppe war mittiger, aber zugiger. Die Klimaanlage tat ihr Bestes und sogar mir wurde kalt. Das passiert eigentlich nie. Jetzt gingen die Turnerinnen aus Japan, den Niederlanden, Philippinen und eine Mixed Group an den Start. Auch das war natürlich alles beeindruckend und die Stimmung super. Aber ich hatte natürlich Glück beim Ticketkauf, dass ich was für die erste Veranstaltung bekommen habe, denn zu dem Zeitpunkt waren die Gruppen noch nicht ausgelost und später gab es nie wieder Tickets dafür. Insgesamt ein fantastischer Wettkampftag und es macht Lust auf weitere Turnveranstaltungen. Ich habe ja noch ein paar… Heute muss ich 1,5 Stunden raus aus Paris fahren, denn Rudern und Kanuslalom sind in Vaires sur Marne. Achso, beim Judo gab es gestern einen siebten Platz. Dumm gelaufen wegen einer dritten Strafe, da war mehr drin.